Fyrobeträff Piatti

Das historische Dorf Muttenz mit modernen Mitteln dargestellt

Am Fyrobeträff des Fördervereins Museen Muttenz entdeckt das Dorf seine Geschichte neu!

Von Axel Mannigel

Bisher widmete sich der Fyrobeträff des Fördervereins Museen Muttenz anderen Ausstellungen und Sammlungen, wie dem Kleiderbügelmuseum oder auch der Sammlung Andreas Ernst. Das war am Donnerstag, dem 25.09.2025 eigentlich genau so, ging es doch auch da um Ausstellungen im weitesten Sinn. Zugleich gab es an diesem Fyrobeträff auch einen Vorblick, wie es bald in Muttenz aussehen könnte.

Zu Gast war an diesem Abend in der Aula des Gründenschulhauses die Kulturvermittlerin Barbara Piatti, von Förderverein-Präsidentin Franziska Stadelmann herzlich willkommen geheissen. Piatti, zu deren Spezialgebieten die Literaturgeografie und die Kulturgeschichte der Schweiz gehören, wird die vier neuen Rundgänge mit Stelen, die interaktiv Geschichten erzählen sollen, realisieren. Das natürlich nicht alleine, sondern breit abgestützt mit vielen anderen Mitwirkenden.

Unter der Leitung von Barbara Piatti arbeitet ein breit abgestütztes Projektteam:

  • Nora Naef, Christoph Reding und Reto Marti (Archäologie Baselland)

  • Joe Rohrer (wissenschaftlicher Illustrator)

  • Joel Hostettler (Audio-Produzent, Sounddesigner, Oslo Studios)

  • Franziska Stadelmann (Förderverein Museen Muttenz)

  • Barbara Rebmann (Museen Muttenz)

  • Stephan Egloff (Gesellschaft Pro Wartenberg)

  • Stephan Brenneisen (Naturschutzverein Muttenz)

  • Felix Wehrle (Weinbauverein Muttenz)

Erfahrung und Leidenschaft für Kulturvermittlung

Die Idee, welche dieses Projektteam umsetzen möchte, sieht 20 Stelen vor, vom Dorf über den Weinberg und die Naturschutzgebiete bis hoch auf den Wartenberg. Auf den Tafeln wird ein Bild zu sehen und ein Text zu lesen sein, die beide etwas über den Ort, an dem die jeweilige Stele steht, erzählen sollen. Zugleich wird es einen QR-Code geben. Wenn Interessierte diesen mit dem Smartphone scannen, kommen sie auf die Webseite von Archäologie Baselland, wo sie ein kurzes Hörspiel hören können. Diese Idee ist nicht neu, sondern wurde bereits mehrfach erprobt und weiterentwickelt.

Barbara Piatti, Kulturpreisträgerin Baselland 2023, berichtete dem interessierten Publikum von ihren bisherigen Projekten in Laufen, Zwingen , Pfeffingen und auf der Farnsburg.

«Ich freue mich, dass ich Ihnen ein paar Einblicke ins Handwerk des Hörspielschreibens und -produzierens geben kann», sagte Piatti und ergänzte: «Ich freue mich auch wahnsinnig auf das Projekt Muttenz, da sind wir aktuell ganz eifrig dran.»

Zusammen mit den Schauspielern David Bröckelmann und Lukas Kubik sei sie kürzlich im Tonstudio gewesen und habe erste Textaufnahmen gemacht. «Das war schon sehr gut!»

Wie Geschichte lebendig wird

Um dem Publikum einen Vorgeschmack auf die Muttenzer Stelen zu geben, schöpfte Piatti aus dem vielseitigen Fundus der bisherigen Hörspielstationen. Sie selbst sei eigentlich in das Metier Hörspielschreiben hineingerutscht, nämlich, als sie 2018 von Laufen für das Projekt «Laufen erzählt Geschichte» angefragt wurde. Piatti kündigte eine kleine Audioreise an und liess dabei durchblicken, dass das Muttenzer Projekt das bis anhin avancierteste werden würde.

Los ging die Reise mit Laufen.

«Wir haben im Stadtraum von Laufen, ähnlich wie es hier in Muttenz sein wird, Hörspieltafeln verteilt, aber Fotografien, keine Zeichnungen wie später», so die Literaturwissenschaftlerin. «Für Laufen ist speziell, dass wir historische Figuren ganz gegenwärtig dargestellt haben, das hier ist zum Beispiel der Baumeister von 1295.»

Piatti liess aber nicht ihn, sondern Agatha, eine Überlebende der Pestwelle von 1634, zu Wort kommen: «Wir trocknen die Blumen und Kräuter und verbrennen sie zusammen mit Wacholderholz. Aber gegen den Gestank kommen wir nicht an. Wir zupfen die Blütenblätter ab und legen sie in Essig ein, um uns und die Kranken damit einzureiben, aber der Gestank, der bleibt.»

War es hier nur eine Stimme, die im Hintergrund von Vogelzwitschern begleitet wurde, entwickelten sich die Hörspiele mit den Jahren immer weiter.

«Für eine Szene im alten Zwingener Schloss wollten wir die Geräusche einer Marktszene haben, aber als wir sie im Tonstudio anhörten, merkten wir, dass sie chinesische Stimmen drin hat, das ging dann nicht.»

Piatti berichtete, dass jedem Hörspiel eine umfassende und detaillierte Recherche vorausgehe. Doch nicht immer seien Dokumente und Zeitzeugnisse vorhanden. Dann müsste das Team auf ähnliche Fälle zurückgreifen und es rekonstruieren à la «so könnte es gewesen sein». Im zugehörigen Text jedoch würde genau ausgewiesen, welche Info woher komme.

Start im Frühjahr 2026

Mit weiteren sehr lebendigen und eindrücklichen Hörspiel-Beispielen aus Zwingen, Pfeffingen und von der Farnsburg ging es weiter, gerade auf letzterer krachte es gewaltig. Alle Beispiele machen nun richtig Lust auf die Muttenzer Hörspiele, die, wenn alles klappt, bereits im nächsten Frühjahr für geschichtsträchtige Unterhaltung sorgen. So wie Barbara Piatti, welche das Publikum bestens mit Hörspiel-Leckerbissen und viel Wissen versorgte.

 

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