Hinter den Kulissen der Museen Muttenz
Von Barbara Rebmann
Im Depot Donnerbaum lagern mehrere bis zweihundertjährige Gemeinde-Pläne. Sie zeigen die sich verändernde Ausdehnung der Wald- und Weideflächen innerhalb des Gemeindebannes auf und ebenso das damals noch kaum erkennbare Anwachsen der überbauten Flächen im Zentrum.
Auf Katasterplänen vom ausgehenden 19. Jahrhundert ist beispielsweise die immer weiter fortschreitende Zerstückelung der Landparzellen erkennbar. Da wurden relativ grosse Landstücke durch Erbteilung in Grossfamilien und über mehrere Generationen immer weiter aufgeteilt, bis die Landbesitzer schliesslich nur noch lange, schmale Bänder besassen. Diese eigneten sich kaum mehr zum Ackerbau oder als Weide und drohten zu verbuschen. Durch die Güterregulierung der 1920er-Jahre wurden diese schmalen Landgürtel zusammengelegt und als wieder sinnvoll nutzbare Parzellenflächen neu aufgeteilt.
Auf den historischen Plänen sind auch die alten Flurnamen eingetragen, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts noch explizit bestimmte und klar begrenzte Weide- oder Waldstücke bezeichnet haben. Heute sind viele dieser Namen ganz aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Teilweise sind sie noch im 2004 erschienenen Heft «Flurnamen der Gemeinde Muttenz» von Markus Ramseier festgehalten. Dort ist auch ihr Ursprung erklärt. Einige der Flurbezeichnungen haben als Quartier- oder Strassennamen überlebt. Doch haben sie mit ihrer ursprünglichen Bedeutung heute kaum noch einen Zusammenhang. Geht man z. B. durch das «Im Gstrüpf» genannte Quartier, sieht man an Stelle der erwarteten «Gestrüppe» nur sauber aufgeräumte Gärten.
Oft erschliesst sich die ursprüngliche Bedeutung eines Flurnamens auch nur noch Sprachhistoriker/innen. Beispielsweise hat das Gebiet «Lächlen» im heutigen Areal des Rangierbahnhofs nichts mit einem freundlichen Lächeln zu tun. Der Name geht zurück auf die 1444 erstmals dort erwähnten «lechlen». Da dies eine alte Verkleinerungsform von «Lache» ist, muss es dort einmal viele Pfützen oder kleine Tümpel gegeben haben.
Dieser Flurname hat wie viele andere auch seine Wurzeln in der mittelhochdeutschen Sprache. Seit der ersten schriftlichen Fixierung hat sich Aussprache und Schreibweise ständig verändert. So wurden etwa in den 1950er Jahren viele Mundartbezeichnungen auf Katasterplänen und speziell auf Karten der Landestopographie ins Schriftdeutsche übersetzt. Heute ist man wiederum bestrebt, die ursprüngliche Dialektbezeichnung zu erhalten. In neueren Karten wurden die Flurnamen zuweilen auch einfach dorthin platziert, wo es noch freien Platz für sie hatte und nicht beim ursprünglich passenden Gelände.
Alle diese Veränderungen können von unseren historischen Plänen abgelesen werden. Inzwischen sind diese Pläne digitalisiert, systematisch erfasst und über das Kulturgüterportal Baselland zugänglich. Die Originale bleiben vor Staub und Licht geschützt in ihren Schubladen.